Achillea millefolium - gewöhnliche Schafgarbe


"Schafgarbe im Weib, tut wohl jedem Leib"

Pfarrer Sebastian Kneipp im 19. Jahrhundert


Die gewöhnliche Schafgarbe ist eine in der Schweiz heimische Pflanze und sie ist weitgehenst in der ganzen Schweiz verbreitet. Aufgrund von diesem weiten Verbreitungsgebiet unterliegt sie keinem Schutzstatus, sie gilt als "Allerweltspflanze".

Diese ausdauernde und  krautige Pflanze bleibt auch im Winter grün und kann staatliche Bestände bilden. Sie vermehrt sich einerseits durch Selbstaussaat, anderserseits kann sie bis zu 50 cm lange Rhizome bilden. Je nach Nährstoffgehalt im Boden erreicht sie Wuchshöhen zwischen sieben und 100 cm. Sie blüht von Mai bis Juni sehr verlässlich, wobei sich die Blütezeit durch einen Rückschnitt bis in den Herbst ziehen kann. Auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein macht, so gehört die Schafgarbe nicht zu den Doldenblütlern (Apiaceae) sondern sie ist ein Korbblütler (Asteraceae). Was für das Auge wie eine einzelne weisse Blüte erscheint besteht in Wirklichkeit aus einer Vielzahl von tellerförmigen Einzelblüten.

Sie wächst gerne auf Wiesen, Schafweiden, an Wegrändern und auf Halbtrockenrasen und bevorzugt vollsonnige Standorte. Als Pionierpflanze besiedelt sie gerne neue Standorte und gilt als Zeigerpflanze für nährstoffhaltige (stickstoffhaltige) Böden. 


Ihr botanischer Gattungsname Achillea leitet sich von Achilleus, einen bedeutenden Helden des trojanischen Krieges, ab. Er soll die Pflanze zur Wundheilung entdeckt und verwendet haben. Der Artname millefolium beschreibt die fein zerteilte Blattspreite, wörtlich übersetzt bedeutet es Tausendblatt. 

Achilleus gilt in der griechischen Mythologie als Heros, ein Halbgott, welcher als beinahe unverwundbar galt. Seine einzige verwundbare Körperstelle ist die Achillesferse, da ihn seine Mutter zur Erlangung der Unverwundbarkeit in den Fluss der Unterwelt tauchte und ihn an der Achillesferse festhielt. Die Achillessehne ist die kräftigste und stärkste Sehne im menschlichen Körper, sie verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fersenbein. Die Bezeichnung Achillesferse wird heute nur noch als Metapher für "Engstellen" verwendet. Achilleus soll auch die Wunden seiner Soldaten in der Schlacht mit der Schafgarbe behandelt haben. Der Wortteil "garbe" leitet sich aus dem mittelhochdeutschen "garwe" ab und heisst so viel wie "gesundmacher". Den namentlichen Bezug zu den Schafen erhielt sie, weil man beobachten kann, dass kränkelnde Schafe sie gerne und in grösseren Mengen fressen.

Bei Mutterschafen erhöht sie die Milchbildung, weshalb sie die Schäfer serh schätzen. Schon seit der Antike ist die Schafgarbe als Heilpflanze bekannt und wurde besonders zur Wundheilung eingesetzt. Auch die Volksnamen Beilhieb- und Stichkraut deuten darauf hin, dass das Kraut zur Wundheilung durch Waffen angewendet wurde. Dafür verantwortlich ist die blutstillende Wirkung. Des weiteren enthält sie Stoffe, die bestimmte Gewebehormone hemmen, die zu Entzündungen, Schmerzen und Krämpfen führen können. Sie enthält, ebenso wie die Kamille, dass sogenannte blaue Azulen. Dabei handelt es sich um Cyclopentacyclohepten, einen blauen kristallinen Kohlenwasserstoff, welcher eine beruhigende, antiallergische und regenerative Wirkung besitzt.Oftmals wird das blaue Azulen in Hautrcemes als anti-Pickel-Mittel verwendet, wo man sich auch seine entzündungshemmende Wirkung zu nutzen macht. Des Weiteren enthält das Kraut und die Blüten Gerb- und Bitterstoffe, sowie 

ätherische Oele und Alkaloide. Da die Pflanze ähnliche Inhaltstoffe hat wie die auch hier heimische echte Kamille (Matricaria chamomilla) überschneiden und ähneln sich die Anwendungsmöglichkeiten. So wird sie bei leichten Magen-Darm-Berschwerden (Bauchschmerzen, Verstopfungen, Blähungen und Durchfall) in Form von Tee eingesetzt. Sie unterstützt den Körper dabei durch eine durchblutungsfördernde, beruhigende und krampflösende Wirkung. Ihre krampflösende Wirkung macht man sich auch bei Menstruationsbeschwerden zu nutze. Bei Erkältungen und Atemwegsinfekten kann man die Symptome lindern indem man sich den Brustkorb mit dem ätherischen Oel einreibt. Bei Frühjahrskuren wird sie gerne verwendet, da der hohe Kaliumgehalt die Nieren anregt und dadurch die Entschlackung fördert. Eine Haarspülung aus einem Schafgarbe-Sud soll dem Haar mehr Volumen verleihen, von lästigen Schuppen befreien und fetten Haaren entgegenwirken Da die Pflanze den Gallenfluss anregt verwendet man sie in der Küche gerne zu fetten und schweren Speisen. Das Kraut (die frischen und jungen Triebe) der Schafgarbe können unter anderem in Salaten, Bratensossen oder Quarkmischungen verwendet werden. 


Rezept  für die Neumkräutersuppe

  • 100 g von 9 verschiedenen Kräutern (Vogelmiere, Brennnessel, Bärlauch, Löwenzahn, Taubnessel, Giersch, Schafgarbe, Gundelrebe, Petersilie)
  • 100 g Spinat
  • 100 g Spinat
  • Etwas Pflanzenöl
  • 1 kleine Zwiebel
  • 1 L Gemüsebrühe
  • 4 EL Mehl
  • 60 mL Sauerrahm
  • Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Zitronensaft zum Abschmecken

    Die Kräuter gut waschen und kleinhacken, ebenso die Zwiebel und diese dann in Pflanzenöl glassig dünsten. Das Mehl zugeben und ganz leicht und vorsichtig anbräunen. Mit der Gemüsebrühe ablöschen und aufkochen lassen. Danach die Mehrheit der Kräuter und des Spinates zugeben und 5 Minuten ziehen lassen. Alles gut pürieren und die restlichen Kräuter, den Spinat, sowie den Sauerrahm zugeben und mit den Gewürzen nach belieben abschmecken. Zur Suppe schmeckt am besten frisches Brot.


Rezept Frankfurter Sosse

(welche je nach Region variiert)

  • 7 Kräuter (Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Bärlauch, Schafgarbe, Gundelrebe)
  • 1 EL Essig
  • 2 EL Öl
  • 1/4 Liter Sauerrahm = Saure Sahne
  • 150 g Joghurt
  • Salz und Pfeffer
  • 4 hart gekochte Eier

    Die Kräuter gut waschen und kleinhacken, die Eier abschälen und ebenso kleinhacken. Den Sauerrahm, sowie das Jogurth mit Oel und Essig vermischen, danach die Kräuter und Eier unterheben. Zum Schluss mit Salz und Pfeffer abschmecken.
    Passt sehr gut zu Kartoffeln, Fisch und Rindfleisch.

    Guten Appetit! 

Bei all dieser Vielschichtigkeit der Schafgarbe ist es nicht allzu verwunderlich, dass sich sehr viele Sagen und Mythen um sie drehen. Im Volksglauben ist sie eine sehr wichtige und oft verwendete Pflanze.

Verschenkt man einen Strauss Schafgarbe, so bringt dieser Genesung und spendet Trost. Getrocknet überdauern diese Sträusse gut den Winter. Gebundene Sträusse der Schafgarbe wurden früher über die Wiegen gehängt um böse Geister von den Säuglingen fernzuhalten. Kinder die nicht durchschlafen konnten oder nicht die nötige Ruhe zum schlafen fanden, legte man kleine Säckchen mit Schafgarbe auf die Augen. Römische Gräber hatten zur Zierde oftmals Scharfgarben-Bilder auf den Grabsteinen, um den Toten eine friedliche Totenruhe zu gewähren. Auch ist die Schafgarbe die Pflanze, welche die Liebe zwischen Eheleuten sichern sollte, weshalb man die Schafgarbe früher immer in Brautsträussen verwendete. 

Das Sprichwort "einen Korb bekommen" bezieht sich darauf, dass Frauen die die Liebe eines Mannes nicht erwiderten und einen anderen liebten, diesen ungewollten Verehrer einen Korb gefüllt mit Schafgarbe, Jungfer im Grünen, Kornrade, Kornblume, Wegwarte, Kreuzkraut und Augentrost zukommen liessen. Diesen Brauch nennt man Schabab. 
Eine irische Sage erzählt davon, dass es die erste Pflanze war, die Jesus als Kind pflückte und sie aus diesem Grund ein Glücksbringer ist. In der Realität ist das schwer vorstellbar, da die Pflanzen relativ harte Stengel besitzen, welche sich auch für Erwachsene nur schwerlich pflücken lassen.

Bei den Kelten wurde die Schafgarbe von Druiden als magische Orakelpflanze und zu Wettervorhersagen verwendet.

Man verwendet die Pflanze auch zum Räuchern, wobei sie wegen ihrer Schutzwirkung sehr geschätzt wird. Sie wandelt negative Energien um. Es soll durch sie auch das 3. Auge aktiviert werden, weswegen man sie auch bei den Visions- und Traumräucherungen verwendet. Ihr Duft ist würzig und sehr intensiv, fördert das innere Gleichgewicht und wirkt harmonisierend, beruhigend und ausgleichend. Bei psychischen oder physischen Leiden fördert die die Selbstheilung.